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Glasmalerei erobert den Raum

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Glasmalerei erobert den Raum: Dem Glasmaler Wilfried Grootens gelingen schier unglaubliche Kunstwerke, die kongenial mit Schein und Sein spielen. Die Arbeiten gewähren je nach Perspektive und Standpunkt fantastische Einsichten und faszinierende Durchblicke, deren Entstehung man sich partout nicht erklären kann.  Die Machart dieser Kunstwerke erscheint wie pure Magie. Barbara J. Warcholek zeigt in ihrer Galerie Spiegel in Minden ab dem 30. Mai eine Auswahl von 24 Glasarbeiten. Die Ausstellung wird am kommenden Sonntag eröffnet. Besuche nur nach vorherigen Anmeldung.

Glasmalerei erobert den Raum

Wilfried Grootens: Flowing, 2020, 38x38x3 cm

Es ist als schaue man in die geheimnisvolle Iris eines überdimensionierten Auges. Diese Iris, mit ihren individuellen Zeichnungen und Farben, zieht einen magisch an, man möchte in ihrem Zentrum versinken wie in einen kristallklaren See. Die faszinierenden, schillernden Glasobjekte des vielfach ausgezeichneten Glaskünstlers Wilfried Grootens aus Kleve entfalten einen unglaublichen Zauber. Man möchte den Blick nicht von ihnen lassen, man wird förmlich in sie hineingesogen.

Glasmalerei erobert den Raum

Wilfried Grootens: Encircled, 37 Glasscheiben, 2020

Als Betrachter kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Man blickt in eine Dimension, die man so noch nicht gesehen hat. Die Glaswürfel scheinen in ihrem Inneren ein Feuerwerk aus farbigen Punkten und Linien zu enthalten. Manche dieser dreidimensionalen „Bilder“ sehen aus wie explodierende Galaxien.

Glasmalerei erobert den Raum

Wilfried Grootens: Chiulyannemon, 2017, 14x14x14 cm, 27 Glasscheiben

Wilfried Grootens hat sein Handwerk als Glasmaler von der Pike auf gelernt. Seine Ausbildung der Glasmalerei erhielt er in den renommierten Werkstätten von Hein Derix in Kevelaer. Diese sind der Hort der klassischen Glasmalerei.  „Während meiner Ausbildung zum Glasmaler, entdeckte ich sehr schnell die vielen Facetten und Bearbeitungsmöglichkeiten des Werkstoffes Glas“, erinnert sich Wilfried Grootens. „Fasziniert von  der Materialschönheit, glatten glänzenden Oberflächen und der intensiven Farbentwicklung durch unterschiedliche Lichtverhältnisse erkannte ich erst nach einiger Zeit den Reiz gebrochener, mit der Zange gekröselter Kanten und  die durch Sandstrahlmattierung oder Ätzung angegriffene, bearbeitete Oberflächenpolitur des Glases.“

Faszinierende Glasmalerei

Wilfried Grootens: Chaotic Situations, 2020, 38x38x35 cm, 5 Glasscheiben

Wilfried Grootens experimentiert mit dem Werkstoff, spielt mit seiner Eigenschaft Licht zu brechen und es zu verstärken. Konsequent lotet er die ästhetischen und gestalterischen Möglichkeiten aus. Nichts überlässt er dem Zufall. Jeder einzelne Schritt und jedes Gestaltungselement werden bewusst angelegt. Dabei stößt er in eine Dimension vor, die weit über die traditionelle Glasmalerei hinaus reicht und schließlich seine ureigene Arbeitsweise und Handschrift bestimmen wird. „Beim sorgfältigen Stapeln gleicher Zuschnitte entdeckte ich die dritte Dimension und damit den Reiz, die Möglichkeiten durch geringfügiges verändern einzelner Scheibenpositionen innerhalb des Stapels, spielerisch weiterzuentwickeln und damit virtuelle Skulpturen zu schaffen.“

Glasobjekte aus verschiedenen Glasscheiben

Wilfried Grootens: Cleavage, 2019, 14x14x14 cm, 27 Glasscheiben

Wilfried Grootens führt die Glasmalerei in eine völlig neue Sphäre erklärt Sven Hauschke in seinem Essay über den Künstler.  „Mit den in Punktmanier bemalten, geschichteten und zu einem Kubus verklebten Optifloatglasplatten erobert Grootens die dritte Dimension. Dabei macht er sich die wichtigste Eigenschaft von Glas zunutze, seine Transparenz. Die auf den einzelnen Glasscheiben aufgetragene Malerei wird nun, je nach Perspektive des Betrachters, als dreidimensionaler Körper sichtbar“, schreibt Hauschke. „Die in den Kuben eingeschlossenen und zu schweben scheinenden Gebilde sind meist von geometrischer Form, wobei Kugeln, Reifen und Ringe überwiegen. Denn die einzelnen, nach hinten hin gestaffelten Malschichten verbinden sich zu einem neuen Ganzen. Es entsteht ein räumlicher Eindruck, den die Glasmalerei in traditioneller Machart nicht bieten kann. Allenfalls wurde früher bei Glasfenstern sowohl die Vorder- als auch die Rückseite der meist vier bis sieben Millimeter starken Glasscheiben bemalt, um eine leicht gesteigerte räumliche Tiefenwirkung zu erzielen.

Glasmalerei in höchster Perfektion

Der Glaskünstler Wilfried Grootens

Der von Grootens favorisierte Kubus ist, abgesehen von der Kugel, mit seinen gleich großen Seitenflächen von perfekter Form. Aufgrund der Transparenz des Materials kann der Blick nicht nur in das Innere hinein, sondern auch durch den ganzen Würfel hindurch gerichtet werden. Damit werden Innen und Außen gleichzeitig fassbar. Es verschwinden die Grenzen verschiedener Wahrnehmungsebenen. Die Entwicklung neuer Klebstoffe und Materialien ermöglichten es dann auf kaltem Wege größere Blöcke herzustellen und den Zusammenhalt zu gewährleisten ohne die Transparenz des Stückes zu beeinträchtigen.“

Grootens nutzt virtuos verschiedene Techniken, dazu gehören zuerst die Kaltglas- und später die Ofengusstechnik. „In den vergangenen Jahren bevorzuge ich einfache Floatgläser, welche ich als Malgrund benutze. Großformatige, abstrakte Zeichnungen und, oder farbige Flächen zerschneide ich sehr präzise, stapele die Scheiben in dazu eigens gefertigte Vitrinen und erkläre die Schnittkanten zur Ansichtsfläche, Einsichtsfläche.“ Das Großbildformat wird zum Objektglaskasten.

„Mit meiner Glasmalerei fülle ich transparente geometrische Räume, deren visuelle Erkundungen überraschende Formvariationen hervorbringen. Unterschiedliche Blickwinkel auf scheinbar sphärisch schwebende aus linearen Pinselstrichen aufgebaute Formen, erschließen dem Betrachter neue Perspektiven innerhalb des Objektraumes“, erklärt Grootens seine schillernden Glasobjekte. „Für mich ist das eine Form der Meditation. Ich wünsche mir, dass meine Artefakte in ihrer eigenen Ästhetik den Betrachtern so viel Freude und Faszination bescheren wie mir selbst.“

Wilfried Grootens wurde 1954 in Uedem, Deutschland geboren. Zwischen 1969 bis 1973 machte er bei Hein Derix in Kevelaer eine Ausbildung zum Glas- und Porzellanmaler. Zwischen 1973 bis 1981 führten ihn Reisen durch Asien, Süd und Mittelamerika und dem Nahen-Orient. Zwischen 1981 bis 1988 hat er in München gelebt und gearbeitet, dabei beteiligte er sich an Weltmusikprojekten, Plattenaufnahmen mit den Gruppen und Projekten Karnataka College of Percussion, Embryo, Dissidenten. Anschließend nahm er seine künstlerische Arbeit mit Glas wieder auf. Im Jahr 1988 absolvierte er seine Meisterprüfung als Glasmaler. Darauf begann er sich mit vornehmlich experimentellen Arbeiten weiterzuentwickeln. Im Jahr1989 richtete er Kleve ein eigenes Atelier ein. Grootens lebt und arbeitet bis heute in Kleve.

Die Glasarbeiten von Wilfried Grootens finden begeisterte Liebhaber auf der ganzen Welt. Seine Kunstwerke sind äußerst gefragt. Er gilt als einer der faszinierendsten Glaskünstler auf diesem Planeten und hat bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhalten. Seine Arbeiten werden in verschiedenen internationalen Museen präsentiert.

Ausgestellt hat Grootens in vielen Ländern Europas unter anderem in Frankreich, in den Niederlanden, in Belgien, Großbritannien, Österreich, der Tschechoslowakei, in Polen und in Dänemark. Wiederholt er hat er auch bereits den USA und in Japan ausgestellt. Die Ausstellung in der Mindener Galerie Spiegel ist damit ein ganz besonderes Highlight in der Region. Wegen Corona müssen sich Interessenten und Besucher zum Aussstellungsbesuch vorher anmelden und einen Termin vereinbaren. (Telefonischer Kontakt: 0571/29382)

Die Galerie plant während der Ausstellungsdauer mehrere Events. Der Tag der Finissage wird noch bekannt gegeben. (Jörg Bockow)

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